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Kuriose Steuern

Heute schon den Bart gestutzt oder einen Spatzen gefangen?

Nein? Dann seid froh, dass ihr im 21. Jahrhundert in Sachsen lebt. Zu anderen Zeiten und in anderen Gegenden hättet ihr sonst ganz schön was auf den Tisch legen müssen. Hier sind sie, unsere Top Ten der kuriosesten Steuern in der Geschichte.

Vorstoßende türkische Heere waren vom 15. bis zum 17. Jahrhundert eine ständige Gefahr für die europäischen Herrscher. Um deren Abwehr zu finanzieren, wurde 1481 auf Drängen Kaiser Friedrich III durch die Reichsstände zum ersten Mal die sogenannte Türkensteuer eingeführt.

… wurde auch Fräuleinsteuer genannt. Die Abgabe begründete sich aus dem mittelalterlichen Lehnsrecht. Dem Lehnsrecht zufolge mussten Vasallen ihrem Lehnsherren im Falle der Verheiratung einer Tochter des Herrscherhauses eine besondere Steuer entrichten. Die Steuer diente der Ausstattung und Versorgung der Prinzessin.

Schwer hatten es die Bauern im alten Ägypten. Nicht nur, dass eine Überschwemmung durch das Nil-Hochwasser ihre Häuser und Felder verwüstete. Je nachdem, wie hoch der Schlamm in den Feldern stand, mussten sie eine Abgabe zahlen. Nilschlamm ist schließlich besonders fruchtbar, mag sich der Pharao dabei gedacht haben …

Die Perückensteuer wurde von Friedrich I von Preußen (1657–1713) eingeführt. Perücken waren in jener Zeit sehr in Mode, doch wer eine tragen wollte, musste sie sich auch leisten können. Drei Taler kostete jede in der Öffentlichkeit getragene Perücke.

In Frankreich und einigen anderen europäischen Ländern gab es bis in das 19. Jahrhundert hinein eine Tür- und Fenstersteuer. Die Höhe dieser Steuer war abhängig von der Anzahl der Einwohner des Ortes, in dem das Haus stand, der Anzahl der Türen und Fenster und davon, wo die Fenster und Türen waren. Die Folgen der Besteuerung lassen sich noch immer an zugemauerten Fenstern und an der eigentümlichen Bauweise einiger älterer Häuser erkennen. So haben Häuser aus dieser Zeit häufig zur Straße hin wenig Fenster und Türen.

Der Spatz in der Hand war im 18. Jahrhundert in Baden-Württemberg Geld wert. Sperlinge wurden damals als Schädlinge eingestuft und die Jagd auf die kleinen Piepmätze belohnt. Wer zwölf Spatzen lebend fing und abgab, bekam sechs Kreutzer Belohnung. Wem dies nicht gelang oder wer sich weigerte, musste zwölf Kreutzer Spatzensteuer zahlen.

Schnipp, schnapp, der Bart muss ab … Wer sich nicht trennen konnte, musste zur Zeit von Zar Peter dem Großen 50 Rubel pro Jahr bezahlen. Die Bartsteuer ist ein schönes Beispiel für eine reine Lenkungssteuer. Money, Money, Money. Nennenswerte Einnahmen brachte sie nicht. Peter der Große (1672–1725) wollte wohl vielmehr die Erneuerung, das heißt die Öffnung Russlands zum Westen hin, auch in den Gesichtern seiner männlichen Untertanen sehen.

Kaiser Vespasian (Regierungszeit 69–79 n. u. Z.) führte diese Steuer ein. Jeder, der eine öffentliche Toilette benutzte, musste sie zahlen. Sein Sohn Titus war gegen die Steuer und versuchte, seinen Vater von der Unrechtmäßigkeit der Abgabe zu überzeugen. Aus dem Streit stammt die berühmt gewordene Redewendung »Geld stinkt nicht«.

Wer nicht unter die Haube kam, musste blechen. Johann Kasimir Kolbe von Wartenburg, von 1699 bis 1711 Premierminister von Preußen, erhob die Steuer für unverheiratete Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Zwei Groschen hatten sie zu entrichten.

Mehr Mythos als Wahrheit: Die Gardinensteuer ist eine der bekanntesten unter den kuriosen Steuern. Dabei gab es sie gar nicht. Aus diesem Grund ist sie unser Platz 1. Die Legende von der niederländischen Gardinensteuer ist wahrscheinlich entstanden, um zu erklären, weshalb in den Niederlanden so wenige Gardinen an Fenstern hängen, selbst bei ebenerdigen Wohnungen. Dieses »Wohnen wie auf dem Präsentierteller« hängt eher mit einer sehr calvinistischen Einstellung zusammen: Wer recht schaffend lebt, hat auch nichts zu verbergen.

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