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Die Börse

...(k)ein Parkett für Glücksspieler

Analysieren von Daten auf einem Computer. © NAN104_iStock

Die Börse gilt als die Drehscheibe des großen Geldes und als Spielcasino für die Glücksritter unserer Zeit. Aber stimmt das und wie funktioniert der Handel wirklich?

Stellt euch einen Wochenmarkt vor. Dort könnt ihr Obst, Gemüse, Gewürze, Backwaren, Blumen und vieles mehr kaufen. Ist die Nachfrage nach einem Produkt hoch, das Angebot aber begrenzt, dann ist der Preis für das Produkt entsprechend hoch. Sagen wir, die Erdbeerernte wäre in diesem Jahr buchstäblich ins Wasser gefallen. Nun warten alle auf Erdbeeren, es gibt aber kaum welche.
Ist es umgekehrt, also ist das Angebot größer als die Nachfrage, sinken die Preise. Wenn ihr zum Beispiel kurz vor Marktschluss eure Erdbeeren kauft, habt ihr eine Chance auf einen guten Preis. Denn der Händler kann möglicherweise die Ware am nächsten Tag nicht mehr verkaufen und will deswegen leere Verkaufstische. Zudem sind die meisten Kunden schon auf dem Heimweg.

Auch an der Börse regeln Angebot und Nachfrage den Preis

An der Börse wird jedoch nicht mit Produkten gehandelt, sondern vor allem mit Aktien und anderen Wertpapieren. Aktien sind Anteilsscheine von Unternehmen. Wenn ihr eine Aktie kauft, dann erwerbt ihr einen Anteil eines Unternehmens. Stellt euch diesen Anteil einfach als kleines Stück auf dem Firmenparkplatz vor oder als Teil eines der Produkte des Unternehmens. Der große Unterschied ist, dass ihr mit dem Kauf einer Aktie natürlich nicht einen halben Quadratmeter Parkplatz kaufen wollt, sondern ihr wollt am Erfolg, das heißt an den Gewinnen des Unternehmens teilhaben. Wenn alles gut läuft, bekommt ihr einmal im Jahr euren Gewinnanteil in Form einer Dividende ausgezahlt.
Viele kaufen Unternehmensaktien auch, um sie irgendwann mit Gewinn wieder zu verkaufen. Sie setzen auf den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens und damit auf den steigenden Kurs der Aktie an der Börse. Das nennt man dann Spekulation. Der Wert der Aktien wird – wie auf dem Wochenmarkt – über Angebot und Nachfrage bestimmt. Die wertvollen Aktien sind die, die alle haben wollen.

Ein Spiel mit Regeln

Auf dem Wochenmarkt gibt es im Wesentlichen nur zwei Akteure: Den Verkäufer oder auch Händler und den Käufer, das heißt den Kunden. An der Börse gibt es dagegen drei Akteure:

  • die Unternehmen, die bei einem Börsengang erstmalig Aktien anbieten,
  • Anleger oder Aktionäre, die diese Anteile kaufen oder auch verkaufen und
  • die Broker, die die Anleger beraten und die Käufe und Verkäufe an den zentralen Handelsplätzen (Marktplatz Börse) tätigen. Broker bekommen dafür eine Provision, die auch Courtage genannt wird.

Die Broker und die börsennotierten Unternehmen unterliegen besonderen Pflichten. Broker kann nicht jeder werden. Sie brauchen eine Zulassung und ihre Arbeit wird regelmäßig kontrolliert. Unternehmen, die ihre Aktien zum Handel an der Börse zulassen wollen, müssen sich in die Karten schauen lassen. Immerhin beteiligen sich die Anleger nicht nur an ihren Gewinnen, sondern auch an ihren Verlusten. Geld, das Anleger über einen Aktienkauf in eine Firma investieren, ist ja kein Kredit mit Anspruch auf Rückzahlung. Ist das Unternehmen pleite, ist auch das investierte Geld weg. Firmen müssen also Einblick in ihre Geschäfte gewähren, über Risiken aufklären und regelmäßig ihre Bilanzen offenlegen. Schließlich sind das die Informationen, die den Wert der Aktien wesentlich bestimmen. Kontrolliert wird das Ganze durch die »Börsenpolizei«: die Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Anleger kann prinzipiell jeder werden. Wer teilnehmen will und auf Gewinne hofft, sollte dies aber nicht leichtsinnig tun. Denn ein Anleger gleicht eher einem Unternehmer als einem Lottospieler. Wer erfolgreich sein möchte, muss die Regeln kennen. Das heißt:

  • der Finanz- und Wirtschaftsteil der großen Zeitungen sollten zur täglichen Morgenlektüre gehören,
  • Bilanzen dürfen keine »böhmischen Dörfer« sein,
  • fundierte Branchenkenntnis wird vorausgesetzt und
  • ein Anleger sollte einen kühlen Kopf bewahren können, wenn’s mal turbulent wird.
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